Japaner gewinnt Züri Marathon
Der Japaner Yuki Kawauchi und die Bernerin Daniela Aeschbacher gewinnen den 14. Zürich Marathon. Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte des Zürich Marathon, dass eine Schweizerin den Sieg nach Hause bringt.
Herzliche Gratulation den Gewinnern und allen Teilnehmenden des Zürich Marathons!
Gerne teilen wir den folgenden Artikel des Tagesanzeigers mit euch:
Der Marathonläufer hat ein fast schon amouröses Verhältnis zu seiner Stoppuhr. Selbst wenn er nämlich behauptet, dass der Weg das Ziel sei, gilt über die 42,195 km insgeheim doch immer: Das Ziel ist das Ziel und damit die Zeit. Darum studiert der Marathonläufer vor dem Start akribisch das Wetter – und wurde am 14. Zürich Marathon trotzdem auf dem falschen Fuss erwischt. Er wähnte sich in Sicherheit, weil die lange prognostizierten Regengüsse just um die Startzeit von 8.30 Uhr an ihm vorbeigezogen sein sollten. Es fiel dann tatsächlich weniger Regen als eher Schnee – oder zumindest Schneeregen. Diesen Zürich Marathon erfasste die Klimaerwärmung also noch nicht. Dafür plagte Petrus die rund 9000 Gestarteten – davon 2620 Solisten über die Marathondistanz – gleich über eine gute Stunde mit miesestem Wetter. Denn tiefe Temperaturen von sechs Grad allein perlen an Läufern noch locker ab. Sie mögen solche Verhältnisse gar. Eine Marathon-Bestzeit wird gemäss Statistiken am ehesten bei einstelligen Graden erreicht. Bei Schneeregen aber versagt mit der Zeit alle Hightechbekleidung. Dann kriecht die Kälte in die Athletenkörper und behindert sie. Zumal im Marathonlaufen gilt: Je höher das Niveau, desto geringer der Stoffanteil. Gleich mehrere Läufer mussten darum unterkühlt hospitalisiert werden, darunter einer der kenianischen Spitzenkräfte. Läufer sind keine Warmduscher Ein bisschen mehr Körperfettanteil als für ultraschnelle Zeiten förderlich, half also für einmal. Wer wiederum Kappe, Handschuhe und lange Tights wählte, schleppte später ungeliebtes Gewicht mit sich, was bei einem Rennen über diese Distanz nur Masochisten gefällt. Die individuell richtige Kleidervariante zu finden, war im Krampf mit Petrus gar nicht so leicht. Und doch muss man festhalten: Diese Zürcher Teilnehmer sind wahrlich keine Warmduscher! Gerade einmal 5,5 Prozent aller Einzelstarter schafften es nicht bis ins Ziel vor der Rentenanstalt. Die Bedingungen können also noch so garstig sein, der Marathonläufer folgt stur seinem Schicksal. Auf den nassen Boden legten sich im Ziel dann allerdings nur die Komplettverausgabten. Der Rest hinkte mit Reserven von dannen. Zu ihnen zählte Sieger Yuki Kawauchi. Der 29-jährige Japaner quälte sich zu 2:12:04 Stunden – angesichts der Situation eine starke Zeit. Kawauchi ist allerdings auch kein durchschnittlicher Spitzenläufer. Fast jedes Wochenende startet er zu einem Rennen, obschon er vollzeit als Beamter arbeitet. Im marathonverrückten Japan lieben sie den «Bürgerläufer», wie sie ihn nennen, darum innig. Allein seit März weist der wohl weltschnellste Amateur zwei Marathons, drei Halbmarathons und zwei Einsätze über 1500 m auf und stellte dabei gleich noch einen Weltrekord auf. Er absolvierte einen der Halbmarathons nämlich in einem Anzug (samt Krawatte) in 1:06:42 Stunden so schnell wie keiner vor ihm. Wen wundert also, dass sich der Dauerläufer kein bisschen am Zürcher Wetter störte? Kawauchi sagte komplett ironiefrei: «Ich liebe es, Rennen bei schwierigen Bedingungen zu bestreiten und habe in Nagano einst einen Marathon im Schneetreiben gewonnen. Darum war ich sehr zuversichtlich, als ich den Schnee sah.»
Der Dauereinsatz des Japaners
Ob er wie im vergangenen Jahr – nach Platz 2 – am Tag darauf erneut auf den Uetliberg hinauf und vor allem wieder hinunter rennt, liess er offen. Ein bisschen wird er sich die Beine vor dem Heimflug jedoch schon vertreten müssen. Immerhin steht Kawauchi am Samstag zu Hause bereits wieder am Start – über 21,1 km. So gross ist die Freude der meisten anderen Finisher am Laufen dann doch nicht. Sie haben sich ihre Pause redlich erlaufen.
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